Entenjagdhund
Der Entenjagdhund, der keiner war. Meine Mutter und Martin (mein Bruder) gingen im Englischen Garten spazieren. Damals, nicht wie Heute, herrschte da noch nirgends Leinenzwang. Die Hunde konnten rumrennen nach Lust und Laune.
Im Englischen Garten gibt es auch einen kleinen künstlich angelegten See, der sich Kleinhesseloher See nennt. Der Garten wurde vom Amerikaner Benjamin Thompson alias Graf Rumford, im Auftrag vom Kurfürsten Karl Theodor von Bayern, 1789 gestaltet. Für die Umsetzung der Pläne wurde der Hofgärtner Friedrich Ludwig von Sckell beauftragt. 1802 kam dann der Kleinhesseloher See dazu.













Darauf paddeln viele Wasservögel (Enten, Schwäne, Wildgänse), aber auch zweibeinige Wesen, welche sich in Booten auf der Wasseroberfläche halten, herum. Sascha war vorerst damit beschäftigt seine Kollegen zu begrüssen, rumzuschnüffeln und die Gegend um die Abfalleimer zu untersuchen. Es hätte ja was essbares daneben gefallen sein können. Diese Tätigkeit war Zeit seines Lebens ein fester Bestandteil. Die Abfalleimerkontrolle war jedoch nicht so ganz ungefährlich. Für viele Wespen und Bienen war dies auch sehr interessant. Martin und meine Mutter achteten nicht ständig auf Sascha. Plötzlich bemerken sie, dass am Seeufer eine grosse Aufregung herrschte. Viele Leute schauten aufs Wasser raus und lachten. Martin und meine Mutter gingen hin um nachzusehen, was es denn da so lustiges zu sehen gäbe. Für sie war es im ersten Moment alles andere als lustig. Sie schlitterten knapp am Herzstillstand vorbei. Weit draussen schwamm eine Entengruppe, schön in ihrer Spitzformation ganz gemütlich. Hinten, genau in der Mitte, konnte man einen braunen Kopf erkennen. Dieser war etwas tiefer im Wasser gelegen und hatte keinen Schnabel. Na was war es wohl: natürlich der Sascha. Er machte keine Anstalten die Enten zu jagen, sondern schwamm gemütlich mit ihnen; auch die Enten zeigten keinerlei Panik. Nun war bloss noch das eine Problem, wo wird Sascha aus dem Wasser steigen? Man konnte nur hoffen, dass er nicht mit den Enten auf die Insel raus schwamm. Dies war ihm ja zuzutrauen. Er war für jeden Unsinn immer zu haben. Sicherlich hätte er dort gewartet um abgeholt zu werden. Bootsfahrten kannte er ja bereits. Um dies zu verhindern rannte Martin rufend auf der einen Seite, meine Mutter auf der andern den See entlang. Sascha machte aber keine Anstalten sein Vergnügen sofort zu beenden sondern schwamm noch ganz gemütlich zur totalen Belustigung der Leute weiter. Nach einer geraumen Weile wurde es ihm wohl zu langweilig. Er wendete und paddelte ans Ufer zurück. Erst schüttelte er sich mal ausgiebig und freute sich dann, seine , ihn begleitenden Zweibeiner wieder zu sehen. Schliesslich hatte er sie schon länger nicht mehr gesehen. So war er nun mal. Auch wenn man sich nur einen ganz kuren Moment von ihm entfernte oder umgekehrt, war die Freude, seine Menschen zu sehen, immer riesig. Der Begrüssung zufolge, dachte man Jahre getrennt gewesen zu sein.

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