Hundeerziehungskurs zum Zweiten
Orientierungskurs für Hundehalter im Auftrag des Polizeiamtes der Stadt Zürich. Dies war jetzt der eigentliche Kurs, welchen ich von Anfang an besuchen wollte. Derjenige im Kapitel Flegel - und Jugendjahre war, wie erwähnt, plausch halber so als Einstimmung auf unsere "Schulzeit". Na gut, ich will ganz ehrlich sein. Ich hoffte doch, dass wir dann schon zeigen konnten was wir alles gelernt hatten. Ein bisschen Wichtigtuerei war mit dabei.
Der Kurschef war, Urs Ochsenbein, ein gegenüber seinen Mitmenschen etwas rüpelhafter Mann. Mittlerweile ist der Mann verstorben, seine Methoden aber werden weitergeführt. In der Kynologie hatte er einen guten Namen, obwohl nicht alle seiner Methoden anklang fanden und finden. Zum Teil sind sie veraltet und es werden neuere Erkenntnisse miteinbezogen.
Urs Ochsenbein schrieb auch zahlreiche Bücher z.B. 'ABC für Hundebesitzer'. Er selber besass einen Deutschen Schäferhund, der jedoch nicht immer seine beste Seite zeigte. Gott sei Dank habe ich es nie selber miterlebt. Wie ich aus Erzählungen mitbekommen habe ging dieser, wenn ihm ein Kurshund nicht so gefiel, auf denselben los. Aber wie gesagt, ich habe es nie mit eigenen Augen gesehen. Die Kurse waren jeweils am Abend oder aber auch an den Sonntagvormittagen, puhh, dies hiess 'früh aus den Federn' für Sascha und Mamilein.
Ich weiss leider gar nicht mehr wie oft der Kurs stattfand. Jedenfalls hatten wir auch einen Einführungsabend und dann ging's los. Herr Ochsenbein fand alles was die Hunde taten meist ok. Aus seiner Sicht machten die Zweibeiner am andern Ende der Leine die Fehler. Durch falsche Befehle oder falsche Führung. Ich muss sagen, dies leuchtet noch ein. Auf alle Fälle ging er mit uns Menschen nicht zimperlich um. Es gab in jeder Stunde so einige Anschisse, aber nicht gerade in einem angenehmen Tonfall.
Eine Kursteilnehmerin jedenfalls fand, wenn sie weiterhin vor der ganzen Gruppe so angeschrieen werde, lasse sie den Kurs sausen. Sie lasse sich doch nicht als so ein Dummchen, die nicht mal einen Hund an der Leine führen könne, hinstellen. Ja, man musste den Herrn Ochsenbein nehmen wie er war. Ich muss sagen, wenn die Kurse an sich nicht so gut gewesen wären, hätte ich wohl nach dem x-ten Zusammenschiss Seitens Ochsenbein, den Bettel auch hingeworfen.
Ich vergesse den Moment nie mehr, als Sascha und ich Treppen steigen mussten. Aus meinen Augen lief alles ganz gut. Ich war schon stolz, als plötzlich mein Trommelfell zu vibrieren begann. Ein Wortschwall hagelte auf mich ein. Sascha, ja Sascha hatte alles recht gemacht, aber was sei ich für ein Depp. Alles was ich gemacht hatte war falsch 'falscher geht schon gar nicht mehr'. Dies war ja schon mächtig peinlich, unten stand die versammelte Gruppe Zwei- und Vierbeiner und schaute zu. Jeder dachte sich wohl, es besser zu machen, doch bei den meisten kam ein Donnerwetter.
Das Übungsgelände war die Allmend (Allmende) in Zürich, eine grosse Wiese auf alle Seiten offen und teils noch mit Wald abgegrenzt. Jedenfalls ging es um eine Abrufübung. Der Besitzer sollte sich in der Nähe verstecken, den Hund rufen und dieser sollte kommen. Der Hund des einen Kursbesuchers fand jedoch die Düfte aus dem Wäldchen interessanter und düste los, aber in die falsche Richtung. Jedenfalls wendete dieser Hund die Übung 'Such den Besitzer' auf 'Such den Hund' um. Wenn ich mich noch recht erinnere gab es eine ca. zweistündige Suchaktion. Das heisst, die Zweibeiner, welche ihre Hunde noch hatten, machten mit dem Kurs weiter, und ein Leiter und der Besitzer des verschollenen Hundes suchten. Die Kurszeit war längst um und die Suchmannschaft war noch nirgends zu entdecken. Wie lange die beiden suchen mussten, ist mir nicht bekannt. Am nächsten Kurstag war der Streuner jedoch wieder anwesend.
Leider weiss ich viele Geschehnisse aus diesen Kursen nicht mehr, aber eines ist zu sagen. Man hat viel gelernt und es gab wie auch im Kurs vorher lustige Momente.
Sascha und ich konnten mit unserem bereits vorbesuchten Kurs nicht so Trumpfen wie ich es dachte. Denn Sascha hatte bei diesem Kurs wieder ziemliche Flegelattacken und stellte sich ab und zu hin, als hätte er von einer Minute zur andern alles vergessen. Die Ohren waren auf Durchzug gestellt. Zeitweise schaute er mich mit Augen an aus denen ich ein grosses Fragezeichen sehen konnte. Komischerweise klappte es Augenblicke später wieder. Spätestens ausserhalb der Schule, wo keine Ablenkung durch andere Hunde war, lief das Üben wie am Schnürchen.
Mit dabei bei diesem Kurs war auch Brigitte mit Gina, ein Deutscher Schäferhund, welcher etwas jünger war als Sascha. Von Gina kommt später noch eine kurze Anekdote. Ich finde es schade, dass ich nicht mehr weiss aus diesen Kursen, denn die Geschichten alleine würden sicher schon ein halbes Buch ergeben.

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