Meine Mutter und ich gingen, unter ständigem 'Sascha' rufen, der Wand entlang in Richtung Parkplatz. Von dort konnte man in das Gelände reinsehen, da es nur durch einen, aber leider sehr hohen Maschendrahtzaun abgetrennt war. Uns wurde immer mulmiger bei der ganzen Aktion. Was war, wenn Sascha plötzlich aus Panik über die unverhoffte Gefangenschaft in den See retour sprang und in irgend eine Richtung davon schwamm?
Sascha erreichte nun auch, immer noch ziemlich verzweifelt winselnd, den Zaun. Wenigstens sahen wir uns nun. Doch dies half wenig. Ich, als unsportliches Objekt, versuchte, schon vor Beginn des Vorhabens bewusst, es würde scheitern, den Maschendraht hoch zu klettern. Mann, dies Teil war verdammt hoch. Keine Chance. Was nun? Es gab definitiv keine Möglichkeit für uns da rein zu kommen oder, umgekehrt für Sascha, da raus zu kommen; ausser, ich würde auch in die Badi reinschwimmen. Super, ich hatte ja auch bei jedem nur so kurzen Ausflug einen Koffer voll Ersatzkleider dabei. Ich sah mich schon in triefender Kleidung die Heimfahrt nach Zürich antreten. Oh Mann, Sascha, das war eine Meisterleistung.
Ich hatte meine Mutter losgeschickt um jemanden zu finden, der uns vielleicht sagen könnte wer hier zuständig sei. Ein Handy hatte ich damals noch nicht. Somit konnte ich auch die Feuerwehr nicht alarmieren. Diese hätte uns mit einer Leiter leicht helfen können. Nach ca. 45 Minuten kam meine Mutter ziemlich niedergeschlagen wieder zurück. Sie hatte keinen Mensch gefunden. Ich sass bei Sascha am Boden. Es trennte uns nur dieser verdammte Zaun. Sascha jammerte ohne Unterbruch. Wir wussten ja auch nicht, ob er irgendwas zu Beginn abbekommen hatte. Nach diesem Geflatter und Geschnatter.
Endlich, ich hatte das Gefühl es seien Stunden vergangen, kam ein Auto in Richtung des einsamen Parkplatzes getuckert. Dieses hatte sogar BE (Bern) auf dem Kontrollschild. Uff, vielleicht konnte er uns weiterhelfen, da er sicherlich aus der Region stammte, dies hoffte ich jedenfalls anhand des Nummernschildes. Der Fahrer kam, als er seinen Wagen abgestellt hatte, mit grossem Fragezeichen im Gesicht zu uns hin. Er sah nur meine Muter dastehen, ich sass am Boden, den Tränen nahe. Er fragte, ob mir was fehle, ob es mir nicht gut gehe, dass ich da am Boden sitzen würde. Ich erhob mich und nun sah er den gefangenen Vierbeiner. Ich erklärte die Sachlage in der Hoffnung, er könne uns weiterhelfen. Er sagte: "Die Pächter vom Restaurant haben einen Schlüssel." Na toll, aber das Restaurant war ja geschlossen.
Meine Mutter und der Mann gingen zu dem Haus hin und versuchten erneut, jemanden anzutreffen, sie polterten an die Türe, so wurde mir jedenfalls erzählt, sehen konnte ich es nicht. Und siehe da, es öffnete doch jemand. Dieser jemand wusste sogar wo der Schlüssel zu finden war. Schleunigst öffnete er dann die Eingangstüre zur Badeanstalt. Meine Mutter rief bei der geöffneten Türe nach 'Bubi'. Oh, düste der los, mit grosser Freude der Freiheit entgegen.
Nun wollte ich doch noch kurz nachsehen was denn bei der Wand eigentlich los war. Tja, nun war so ziemlich alles klar, genau an der Stelle wo Sascha hätte retour schwimmen sollen, war eine Entenfamilie mit Küken. Und so wie ich vermute haben sie Sascha nicht mehr ins Wasser reingelassen oder Sascha hatte nach dieser lärmenden Begrüssung 'Schiss', da wieder in die Nähe zu gehen. Aber wie heisst es doch so schön: Ende gut alles Gut.

Ich habe da noch eine Geschichte die nicht Sascha betrifft anzufügen. Ich fand dies so lustig, dass ich es doch erwähnen will. Meine Mutter war eines Abends mit dem Assistenzarzt der Tierarztpraxis in Jegenstorf alleine. Er klagte über Husten und Halsweh. Meine Mutter anerbot ihm einen heissen Grog zu machen. Er nahm das Angebot freudig an. Meine Mutter machte sich an die Arbeit. Sie fragte ihn noch ob er gerne viel Zucker möge, die Antwort kam: "Ja, doch." Also Zucker rein und ihm die Tasse in die Hände gedrückt. Er nahm den ersten Schluck, sagte noch nichts. Beim zweiten Schluck änderte sich der Gesichtsausdruck etwas. Vermutlich wünschte er sich, meine Mutter würde die Küche verlassen, damit der das 'fürchterliche' Gebräu durch den Abguss verabschieden könnte. Meine Mutter fragte, nachdem sie sein zögerliches Trinken bemerkte, ob es denn nicht schmecke? Er antwortete: "Nein, irgendwie ist es nicht so wie ich den Grog kenne!" Na ja, es stellte sich heraus, dass meine Mutter statt Zucker Salz erwischt hatte.

Zum Glück musste ich nicht in die Badeanstalt schwimmen .....

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